Im Jahr 2022 wurden 19 Prozent weniger Kinder und Jugendliche aus Bayern als im Vorjahr gegen Krebs geimpft. Damit liegt Bayern unter dem Bundesschnitt (Rückgang um 25 Prozent). Besonders stark ist der Rückgang bei 15-17-jährigen Jungen. Hier sanken die HPV-Impfungen um 39 Prozent.
Insgesamt gab es bei Jungen ein Minus von 25 Prozent und bei Mädchen einen Rückgang von 15 Prozent. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit. Auch der Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 zeigt einen rückläufigen Trend.
Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum hervorrufen. DAK-Landeschefin Sophie Schwab begrüßt bayerische Initiativen zu mehr Aufklärung über Vorteile einer HPV-Impfung.
Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 107.500 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Bayern versichert sind. Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022.
„Der zunehmend hohe Rückgang ist alarmierend und ein schlechtes Zeichen für die Gesundheitsvorsorge unserer Kinder. Nach der Corona-Pandemie ist leider der erhoffte Nachholeffekt ausgeblieben“, sagt Sophie Schwab, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Bayern. „HPV-Impfungen sind besonders wichtig, denn sie schützen junge Menschen vor Krebserkrankungen, welche oft zum Tode führen. HPV muss stärker in die Kommunikation der Primärprävention eingebunden werden, damit Eltern für die Vorteile einer HPV-Impfung sensibilisiert werden und so eine mögliche Impfskepsis abbauen. An dieser Stelle begrüße ich die bayerischen Initiativen, wie die Aufklärungs-Kampagnen „HPV-Impfung – Dein Schutz gegen Krebs“ der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen (LAGI) und „HPV hat viele Gesichter“ des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF). In diese Anstrengungen müssen weiter intensiviert und das wichtige Thema stärker in die Schulen getragen werden.“
Geringe Impfquoten vor allem bei Jungen
Die DAK-Auswertung zeigt, dass 2022 deutlich weniger Kinder und Jugendliche aus Bayern erstmalig eine HPV-Impfung erhalten haben als 2021. So gingen die Impfungen bei Mädchen um 15 Prozent und bei Jungen um 25 Prozent zurück. Besonders stark sanken die Erstimpfungszahlen bei jugendlichen Jungen im Alter von 15- bis 17-Jahren. Hier steht ein Minus von 39 Prozent.
Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sind die Rückgänge noch ausgeprägter: 2022 erhielten 31 Prozent weniger Kinder und Jugendliche erstmalig eine Impfung gegen Krebs als 2019. Auch hier gingen die Zahlen bei Jungen mit 37 Prozent stärker zurück als bei Mädchen mit 28 Prozent. Deutliche Negativtrends zeigen sich vor allem in der Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen – insbesondere bei jugendlichen Jungen mit einem Minus von 53 Prozent.
„Die Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreportes 2023 zeigen leider eine deutlich rückläufige HPV-Erstimpfungsquote. Der Anteil der gegen HPV geimpften Kinder war schon vor der Pandemie nicht besonders hoch, gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Nun ist er besorgniserregend niedrig“, so Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ).
„Darüber, wie dieser massive Rückgang zu erklären ist, kann ich nur spekulieren. Sicherlich hat die HPV-Impfung im Zuge der hohen medialen Aufmerksamkeit rund um die Corona-Schutzimpfung zeitweise weniger Beachtung erfahren. Auch kann ich eine leicht erhöhte Impfskepsis beobachten, ausgelöst durch die vielen Diskussionen um vermeintliche Folgeschäden der Corona-Schutzimpfung. Das hat ganz bestimmt auch Auswirkungen auf die HPV-Impfung.“
Positiv zu bewerten sei der gestiegene Anteil impfender Pädiaterinnen und Pädiater. „Für die Zukunft wünsche ich mir, den Bekanntheitsgrad der HPV-Impfung durch Werbeinformationen für Eltern und Patienten weiter zu erhöhen. Da sehe ich auch die Krankenkassen und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in der Verantwortung“, so Fischbach weiter.
„Ebenfalls wünschenswert wäre ein elektronischer Impfausweis mit einer niedrigschwelligen Informations- und Erinnerungsmöglichkeit und dass die Relevanz der HPV-Impfung im Schulunterricht stärker thematisiert wird.”
Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs.
Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Die DAK-Gesundheit übernimmt die HPV-Impfung für alle Kinder im Alter bis 17 Jahren und zusätzlich im Rahmen einer Satzungsleistung für alle 18- bis 26-Jährigen. Damit geht die Kasse über den gesetzlichen Leistungsanspruch hinaus.
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